„Entworfen in Deutschland, geboren in China“

 

Der EVION ist an unserem Stammsitz in Harsewinkel entwickelt worden und wird an unserem chinesischen Standort in Serie gefertigt. Anlässlich ihres Besuchs in Gaomi sprechen unser Leiter Product Unit C-F Bernd Kleffmann und unser Leiter Quality Management Sebastian Pleuler gemeinsam mit Standortleiter Dr. Xi Chen über den neuen Mähdrescher, dessen Entwicklung während Corona – und darüber, welche Bedeutung China für CLAAS hat.

Herr Pleuler, Herr Kleffmann, Sie haben gerade zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder Gaomi besucht, den CLAAS Produktionsstandort in China. Was ist Ihr Eindruck?

Bernd Kleffmann: Ich war dreieinhalb Jahre nicht mehr hier. Das ist tatsächlich eine lange Zeit. Es ist schön, die Kolleginnen und Kollegen hier wiederzutreffen und zu sehen, dass sich der Standort sogar während der Corona-Pandemie kontinuierlich weiterentwickelt hat.

Sebastian Pleuler: Für mich ist es auch ein ganz besonderer Besuch. Ich selbst durfte insgesamt zwei Jahre am Standort in Gaomi wirken und war später noch für ein paar Monate zu Besuch. Jetzt bin ich zum ersten Mal seit vier Jahren wieder hier und freue mich, viele Bekannte zu treffen, mit denen ich sogar noch ein bisschen Chinesisch sprechen kann (lacht). Wenn ich mir das Werk so ansehe, sehe ich eine gewisse Kontinuität, aber auch eine große Weiterentwicklung. Wir haben uns optimiert – von unserer Infrastruktur bis hin zu den Maschinen, die wir jetzt hier produzieren.

Wieso ist es für CLAAS eigentlich so interessant, einen Standort in China zu haben?

Dr. Xi Chen: China ist mit 1,4 Milliarden Einwohnern weltweit der größte Absatzmarkt für Agrarprodukte. Gleichzeitig nehmen die Mechanisierung und Automatisierung der chinesischen Landwirtschaft rasant zu, sodass der Bedarf nach leistungsstarken, effizienten und zuverlässigen Landmaschinen weiter steigen wird. Außerdem ist die industrielle Infrastruktur in China sehr gut. Es gibt viele sehr interessante Lieferanten und hochqualifizierte Fachkräfte. Dementsprechend können wir in unserem Werk in Gaomi ein sehr breites Portfolio an Produkten herstellen – von Mähdreschern der Modelle H80, DOMINATOR 370 und DOMINATOR 260 bis hin zum EVION. Zudem verfügen wir in China über ein großes Vertriebs- und Servicenetz. Das zeigt schon, wie wichtig CLAAS der Standort ist.

Pleuler: Dem kann ich nur zustimmen. Eigentlich müsste man die Frage sogar umdrehen: Warum sollten wir als Weltkonzern nicht in China aktiv sein? Insbesondere da wir in den vergangenen zehn Jahren eine so fähige Belegschaft am Standort aufgebaut und die Fertigungskapazitäten optimiert haben.

Herr Dr. Chen, der Besuch von Herrn Pleuler und Herrn Kleffmann in Gaomi hatte ja einen besonderen Hintergrund. Können Sie uns dazu mehr erzählen?

Chen: Wir haben hier in den vergangenen Jahren die Serienfertigung des neuen Mähdreschers EVION vorbereitet. Herr Kleffmann und Herr Pleuler waren in diesen Prozess eng involviert und wollten sich einen Überblick verschaffen, was wir hier aufgebaut haben. Zudem haben sie noch Kundinnen und Kunden im Feld sowie wichtige Lieferanten besucht.

Der EVION wurde maßgeblich während der Corona-Pandemie entwickelt. Wie lief der Prozess vor dem Hintergrund der strengen Lockdown-Maßnahmen in China ab?

Kleffmann: Das war alles andere als leicht. Ab dem Frühjahr 2020 wurde das Reisen nach China mit immer neuen Auflagen sehr erschwert. Wir mussten dann mit Programmen wie Skype bzw. Teams und Fertigungs- sowie Produktdesign-Software wie Catia und Delmia nach neuen Wegen zur Zusammenarbeit suchen. Dadurch, dass wir vor der Pandemie bereits eng im Austausch standen, hatten wir aber eine gute Basis, um auch virtuell den Kontakt zu halten. Zusätzlich haben einige Kolleginnen und Kollegen mehrfach die anstrengende Einreise nach China mit Hotelquarantäne auf sich genommen. Herr Chen beispielsweise ist in dieser Zeit dreimal nach Harsewinkel und zurück nach Gaomi gereist – mit jeweils dreiwöchiger Quarantäne. Für diesen Einsatz können wir ihm und den anderen, die diese Strapazen mitgemacht haben, nur danken.

Was zeichnet den EVION als Mähdrescher denn besonders aus?

Kleffmann: Der EVION ist für kleinere und mittelgroße Betriebe konzipiert, die häufig in Familienhand sind und deren Besitzer den Mähdrescher oft noch selbst fahren. Er basiert auf demselben modularen Design-Prinzip wie LEXION, TRION & Co. Wir können also bald ein neues Mitglied in unserer Mähdrescher-Familie begrüßen. So erklärt sich auch das Motto unserer Marketingkampagne „Family Matters“.

Pleuler: Im Sommer werden Kundinnen und Kunden die ersten 50 Maschinen in der Ernte einsetzen. Wir sind sehr gespannt, wie der EVION ankommen wird – nachdem wir nun fast fünf Jahre daran gearbeitet haben. Als die ersten Vorserienmaschinen Anfang des Jahres nach Deutschland geliefert wurden, habe ich mich sehr gefreut. Das war ein echter Meilenstein und es ist ja auch ein sehr besonderes Produkt für uns: entworfen in Deutschland, geboren in China. Einer unserer Logistik-Dienstleister hat die Maschinen in Bremerhaven mit länderspezifischer Ausrüstung ausgestattet. Anschließend wurden die Mähdrescher in Harsewinkel noch einem finalen Check mit letzten Verbesserungen unterzogen. Nachdem wir den EVION mehrere Jahre lang umfangreich in Zusammenarbeit mit Kundinnen und Kunden validiert haben, freuen wir uns nun, die Maschine in noch mehr Hände überreichen zu können.

Herr Kleffmann, Herr Pleuler, was nehmen Sie denn persönlich mit aus Ihrem Treffen in Gaomi?

Pleuler: Eine Reihe von Geschenken: chinesisches Essen, einen Schal für meine Frau, viel Tee und Spielzeug für meine Kinder (lacht). Aber vor allem nehme ich das Gefühl mit, dass wir in Gaomi ein sehr gutes Werk mit vielen – menschlich wie fachlich – großartigen Kolleginnen und Kollegen haben.

Kleffmann: Dem schließe ich mich an. Ich habe gespürt, wie sehr sich die Menschen im Werk mit CLAAS identifizieren und wie groß ihre Leidenschaft für unsere Produkte ist. Das stimmt mich sehr zuversichtlich für unsere zukünftigen Projekte.

Chen: Das freut mich sehr. Ich wünsche mir, dass wir noch viele weitere Entwicklungsprojekte gemeinsam umsetzen – und dass wir in Zukunft verstärkt auch CLAAS Innovationen aus China sehen. Aber darüber können wir dann ja noch mal im Detail sprechen, wenn ich nächsten Monat wieder Harsewinkel besuche (lacht).

Zu den Personen

Dr. Xi Chen, 46, leitet seit 2020 das CLAAS Werk in Gaomi.

Bernd Kleffmann, 53, ist Senior Vice President Product Unit Combines Range C-F bei CLAAS.

Sebastian Pleuler, 37, ist Director Quality Management bei CLAAS Business Unit Grain.